Letzte Änderung: 26. November 2021
Von der Linienbandkeramik-Kultur bis zur Schönfelder Kultur
Die Gegend um Magdeburg-Randau war und ist eine Fluss- und Auwaldlandschaft. Die Menschen wurden hier mit dem Übergang vom Wildbeutertum zu Ackerbau und Viehzucht im Frühneolithikum in Häusern sesshaft. Die Gegend um Magdeburg ist das nördlichste bekannte Siedlungsgebiet der Linienbandkeramiker. Diese Kultur breitete sich rapide vor rund 7.500 Jahren von Nordwestungarn (Plattensee/Balaton) über Mitteleuropa (Pariser Becker bis Ukraine) aus.
Der Nachbau eines mehr als 7.300 Jahre alten Langhauses der jüngeren Linienbandkeramik-Kultur, dessen Überreste ca. 25 km von Randau gefunden wurden, bezeugt, dass die Menschen schon zu Beginn der Jungsteinzeit derartige Häuser von 25 bis oft 40 Metern Länge in den damaligen Mischwäldern aus Eichen, Linden, Ulmen und Eschen bauen konnten. Unsere Rekonstruktion beweist, dass ihre handwerklichen Fähigkeiten sehr hoch entwickelt waren.
4.500 Jahre ruhten die Reste eines jungsteinzeitlichen Pfostenhauses aus der Schönfelder Kultur in der Randauer Erde. Sie waren in der Talsanddüne am ursprünglichen Ufer der (alten) Elbe in einem Meter Tiefe verborgen. Das inzwischen etwas kühlere und feuchtere Klima führte dazu, dass sich die Eichen auf die Ebenen zurückgezogen hatten und Buchen dominierten.
Als Nahrung standen pflanzliche Proteine, aber nur wenig Fleisch zur Verfügung. Das erhielten hauptsächlich Männer und Alte.
Das deutet auf eine zunehmende Spezialisierung, Individualisierung und Hierarchisierung im Spät- und Endneolithikum hin.
Steinzeit
In bzw. für Mitteleuropa wird die Zeit zwischen 600.000 und 4.050 vor heute als Steinzeit bezeichnet. Man unterscheidet die Altsteinzeit (Paläolithikum), die Mittlere Steinzeit (Mesolithikum, 11.600 bis 8.000 vor heute) und die Jungsteinzeit (Neolithikum).
Die Jungsteinzeit begann in Mitteleuropa mit der Einführung von Ackerbau und Viehhaltung in der Zeit der Bandkeramik-Kulturen ca. 7.500 und endete gegen 4.050 vor heute mit dem Übergang zur Bronzezeit.
Abfolge der Kulturen von der Jungsteinzeit bis zur Frühbronzezeit in Mitteldeutschland
Man gliedert die Jungsteinzeit (Neolithikum) in Früh- (7.500 bis 6.900), Mittel- (6.900 bis 6.400), Jung- (6.400 bis 5.300), Spät- (5.300 bis 4.800) und Endneolithikum (4.800 bis 4.050 vor heute). Mit der Jungsteinzeit begann ein neues Kapitel in der Evolution der Menschheit – das Erdzeitalter des Anthropozäns.
Als archäologische Kultur bezeichnet man einen räumlich und zeitlich abgegrenzten Ausschnitt der materiellen Kultur, also keineswegs soziale oder kulturelle Verbände, auch wenn die zumeist kartografische Darstellung von Kulturen dies suggeriert.
Ein Großteil der nomadischen Wildbeuter wurden wahrscheinlich in der Magdeburger Börde zu Beginn der Jungsteinzeit vor rund 7.500 Jahren durch die Neuankömmlinge einer ersten Einwanderungswelle nach Norden abgedrängt oder lebten in Parallelgesellschaften.
Die Neuankömmlinge gehörten zu einer Leapfrog-Expansionskette vom fruchtbaren Halbmond über Kleinasien und Nordwestungarn bis Zentraleuropa, ein Prozess der vor ca. 8.200 Jahren in Anatolien begann.
Die sesshaften Linienbandkeramiker hinterließen uns Getreideanbau, Vorratswirtschaft, Haustiere, Holzhäuser und Kultanlagen. In nachfolgenden Jahrhunderten kam es langsam zur Vermischung mit Nachfahren der Jäger und Sammler. Neue Seuchen sprangen von Tieren auf den Menschen über und entvölkerten ganze Gebiete.
Die zu Hirten, Viehzüchtern und Ackerbauern gewandelten Nachfahren der verdrängten Wildbeuter kamen aus Skandinavien und der norddeutschen Tiefebene vor rund 5.100 Jahren nach einer Periode größerer Klimaschwankungen in den Harzschatten zurück und übernahmen die Region. Die Abkömmlinge der Trichterbecherkultur brachten Megalithgräber, Dolmen und Menhire, Ochsengespanne mit Schulterjoch, und den Holzpflug mit.
Vor rund 4.800 Jahren erreichte die Magdeburger Börde eine dritte Einwanderungswelle aus der russischen Steppe. Die Schnurkeramiker nutzten vierrädrige Wagen mit mehrteiligen Scheibenrädern und Deichsel. Sie brachten die Idee des Individuums und eine bipolare Grabsitte mit. Vermutlich ensteht das Konzept der Familie.
Die Schnurkeramikerkultur ersetzten im Elbe/Saalewinkel fast komplett die alten Kulturen. Als Ursache wird die mitgebrachte Pest angesehen, der die alten Bewohner nichts entgegensetzen konnten.
Rund dreihundert Jahre später brachte die vierte und letzte Einwanderungswelle der Jungsteinzeit – die Glockenbecherkultur – von der Iberischen Halbinsel die Kenntnisse der Nichteisen-Metallgewinnung, Kupferdolche, Armschutzplatten für Bogenschützen, Kurzbögen und Feinkeramik in die Börde. Auch sie brachten die Idee des Individuums und eine (gegengesetzte) bipolare Grabsitte mit.
Die Ideen der Schnurkeramiker und Glockenbecherleute manifestierten sich in Mitteldeutschland und gingen in der der nachfolgenden frühbronzezeitliche Aunjetitzer Kultur auf, die Grabsitte wurde monopolar. Oft betrachtet man diese Kulturen als Einheit.
Insgesamt haben die vier Einwanderungswellen der Jungsteinzeit mit bis zu drei Vierteln zum Erbgut der heutigen Bevölkerung Zentraleuropas beigetragen. Der restliche Anteil des Erbguts stammt von den Wildbeutern des Mesolithikums und wohl bis zu zwei Prozent von den Neandertalern. Der heutige Europäer ist genetisch weitestgehend mit dem Menschen der Frühbronzezeit identisch.
Abfolge der Kulturen in Mitteldeutschland
Frühneolithikum (Holzzeit)
- Linienbandkeramik-Kultur, ca. 7.500 bis 6.800 vor heute
Mittelneolithikum
- Stichbandkeramik-Kultur, ca. 6.900 bis 6.600 vor heute
- Rössener Kultur, ca. 6.600 bis 6.450 vor heute
Jungneolithikum (Kupferzeit)
- Gaterslebener Kultur (erste Kupferartefaktfunde in Mitteleuropa), ca. 6.500 bis 6.000 vor heute
- Michelsberger Kultur, ca. 6.300 bis 5.400 vor heute
- Baalberger Kultur, ca. 6.000 bis 5.400 vor heute
- Tiefstichkeramik-Kultur (regionale Variante nordwestdeutscher Trichterbecher-Kulturen), ca. 5.700 bis 5.350 vor heute
Spätneolithikum
- Salzmünder Kultur (regionale Variante der Trichterbecher-Kulturen, hervorgegangen aus der Baalberger Kultur), ca. 5.400 bis 5.100 vor heute
- Walternienburger Kultur, ca. 5.350 bis 5.100 vor heute (gleiche zeitliche Einordnung: Gletschermumie Ötzi, Südtirol)
- Bernburger Kultur, ca. 5.100 bis 4.650 vor heute (erstmals Salzgewinnung im Raum Sachsen-Anhalt) nachweisbar)
- Elb-Havel-Kultur, ca. 5.100 bis 4.650 vor heute
- Ende paralleler mesolithischer Nischenkulturen (zumeist Fischer) durch Assimilation mit neolithischen Bauernkulturen, ca. 5.000 vor heute
- Kugelamphoren-Kultur, ca. 5.100 bis 4.650 vor heute
Endneolithikum
- Schönfelder Kultur, ca. 4.800 bis 4.200 vor heute (zeitliche Einordnung: Cheopspyrymide, Ägypten, ca. 4.600 vor heute)
- Schnurkeramik-Kultur, ca. 4.800 bis 4.200 vor heute
- Einzelgrab-Kultur (nördliche Schnurkeramik), ca. 4.800 bis 4.200 vor heute
- Glockenbecher-Kultur/Phänomen, ca. 4.500 bis 4.050 vor heute, damit ist die Nutzung von Zinnbronze eng verknüpft.
(zeitliche und kulturelle Einordnung: Kreisgrabenanlagen von Pömmelte und Schönebeck, 10 km von Randau, ca. 4.300 bis 4.050 bzw. 4.200 bis 4.000 vor heute) - Entwicklung des Kupferbergbaus und grundlegender Techniken der Metallurgie (Kupfersteinzeit) in Mitteleuropa, (grob ca.) 5.300 bis 4.200 vor heute. Um 4.500 vor heute tauchte im heutigen Mitteldeutschland Kupfer als Werkstoff auf.
- Dominierend wurde ca. 4.200 bis 4050 vor heute die Glockenbecher-Kultur. Der Übergang in die Frühbronzezeit war fließend. In Mitteleuropa endete die Bronzezeit vor etwa 2.800 Jahren.
Frühbronzezeitliche Aunjetitzer Kultur, ca. 4.200 bis 3.600 vor heute
Prägende mitteleuropäische, stark hierarchisierte Kultur, Fürstengräber (z. B., das Leubinger Fürstengrab bei Sömmerda, 1942 v. Chr.) und Himmelsscheibe von Nebra (ca. 1600 v. Chr. deponiert), Nutzung des Pfluges mit vorgespannten Rindern/Ochsen (zeitliche Einordnung: Herausbildung der mykenischen Kultur im antiken Griechenland; ca. 3.600 vor heute), Auftauchen der ersten Hauspferde. Die Aunjetitzer Kultur formte sich aus Schnurkeramikern, Glockenbecherleute und Resten regionaler Kulturen (Einzelgrab- und Schönfelder Kultur).
Linienbandkeramik-Kultur (ca. 7.500 bis 6.800 v. heute)
Die Linienbandkeramik-Kultur erhielt ihre Bezeichnung nach den Bandmustern auf den gebrannten Tongefäßen.
Das Verbreitungsgebiet der Bandkeramik reichte vom Pariser Becken im Westen bis zum Schwarzen Meer im Osten. In der ersten Phase (ca. 7.500 bis 7.200 v. heute) war die Kultur recht einheitlich geprägt. In der zweiten Phase (ca. 7.200 bis 6.800 v. heute) bildeten sich regionale Unterschiede heraus, die letztlich zu regionalen Folgekulturen führten. So sind Befestigungen zur Verteidigung nachweisbar, Handlungen „kollektiver Gewalt“ verbreiteten sich.
Die Linienbandkeramik-Kultur war eine der ältesten bäurischen Lebensformen Europas und markierte in Mitteldeutschland den Beginn von Ackerbau, Viehhaltung (domestizierte Schafe, Ziegen, Rinder, Schweine) und der damit verbunden Sesshaftigkeit. Man schliff Steine und webte am Webstuhl Textilien aus Leingarn und später manchmal auch aus Wolle.
Die Bandkeramik kam durch Migration von Menschen aus der mittleren Donauregion innerhalb von ein- bis zweihundert Jahren hierher. Deren Vorfahren kamen wiederum ursprünglich aus dem Gebiet des fruchtbaren Halbmonds im nahen Osten, möglicherweise Anatolien.
Es wurde in der Nähe von Wasserläufen auf fruchtbarem Lössboden im Waldmeer gesiedelt. Bestattungen erfolgten siedlungsnah in Einzelgräbern oder Gräberfeldern.
Die Häuser der Linienbandkeramik-Kultur waren die ersten ortsfesten Gebäude Mitteleuropas. Die Langhäuser erreichten im Extremfall eine Grundfläche von bis zu 40 x 8 m. Vieh wurde nicht im Haus gehalten. Die Dächer bandkeramischer Häuser waren – je nach Verfügbarkeit – mit Reet, Binsengras, Stroh, Soden oder z.B. Baumrinde gedeckt.
Drei parallele Jochpfostenreihen zur Aufnahme der Dachlast sowie aus lehmverputztem Flechtwerk und teilweise Spaltbohlen bestehende Außenwände bildeten ein vierschiffiges Haus in Nordwest (Wetterseite)-Südost (Sonnenseite)-Ausrichtung. Der Mittelteil des Hauses enthielt eine zunächst Y-förmige Pfostenanordnung, die sich in der ausgehenden Linienbandkeramik-Kultur zunehmend verlor. Lag hier ein Eingang?
Das bandkeramische Haus in Randau wurde ebenerdig rekonstruiert: Eingeteilt in einen kleineren von Spaltbohlen geschützten Schlafteil, in einen großen Mittelteil zum Arbeiten und Wohnen mit offener Kochstelle, Backofen, Mahlstein und vielleicht Webstuhl sowie in einen Südteil als Lagerbereich mit Zwischenboden und vielleicht auch als Schlafplatz für Minderpriveligierte.
Wenn man aber eine typische obere Hanglage, die Vermeidung von Hochwasser, Staunässe und Bodenerosion berücksichtigt, kann man sich ein bandkeramisches Haus auch als (zumindest teilweise) von Boden abgehobenes Gebäude vorstellen.
Der nordwestliche Teil des Gebäudes lag möglicherweise auf dem Gelände auf. Ihn umgab ein Graben. Vielleicht war sogar die gesamte Geschoßebene aufgeständert. Es erscheint nachvollziehbarer, dass der mit Spaltbohlen eingefasste Raum eher der Lagerung zu schützender Güter, denn als Schlafplatz gedient hat, da er am weitesten vom Eingang an der Südostseite entfernt war.
Mit zunehmender Hauslänge erhöhte sich der Abstand zum Boden im südöstlichen Hausteil am Hang. Doppelpfosten nehmen hier die zusätzlichen Lasten auf.
Die am Hang aufgeständerte Fussboden könnte als teilweise als Balkon, als Speicher oder als Arbeitsfläche gedient haben. Vielleicht hat man den Raum darunter als Schweinekoben genutzt?
Zunächst wurden Einkorn und Emmer, später wurden auch Nacktgerste und freidreschender Weizen angebaut. Als fettliefernde Pflanzen wurden Lein, Flachs und Schlafmohn und – wohl nur sehr selten – die Hülsenfrüchte Linsen und Erbsen genutzt. Der Anbau erfolgte vermutlich im kleinflächigen intensiven Hackbau auf dauerhaft bewirtschafteten Flächen ohne Düngung in einer Art Gartenkultur.
Für die Versorgung von zehn Personen mussten etwa zwei Hektar Land (ohne die dazwischenliegenden Baumstümpfe) bewirtschaftet werden. Wahrscheinlich beachtete man schon Fruchtfolgen, um die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhalten. Etwa 60 % Kalorienbedarfs wurde durch Getreide- und Ölpflanzen gedeckt. Daneben wuchsen Lein, Mohn, Erbsen, Rübsen und Linsen. Die restlichen 40 % lieferte der Wald mit Sammelfrüchten und Wildkräutern.
Die typische Siedlungsform war der Weiler aus mehreren Langhäusern. Das Territorialgebiet eines Weilers umfasste ungefähr 700 ha. Zu jedem Langhaus gehörte eine Schwendbau-Ackerfläche von ungefähr 3 ha. Man nahm an, in einem Langhaus hätte eine Sippe von 20 bis 40 Personen gelebt. Heute tendiert man aufgrund der geringen Lebenserwartung von durchschnittlich 36 Jahren (Männer) und 28 Jahren (Frauen) sowie der hohen Säuglingssterblichkeit eher zu fünf bis zu zwölf Personen.
Schönfelder Kultur (ca. 4.800 bis 4.200 v. heute)
Der Name Schönfelder Kultur leitet sich vom eponymen Fundort Schönfeld im Landkreis Stendal her. Er wurde 1910 von Paul Kupka erstmals verwendet, der im Jahr 1905 das dortige Gräberfeld ausgegraben hat.
Die Schönfelder Kultur existierte als regionale Kultur des Endneolithikums beidseitig im Elberaum von Böhmen bis zum Hannoverschen Wendland und schwerpunktmäßig zwischen nördöstlichem Vorharz, mittlerer Elbe (z.B. in Randau bei Magdeburg) und unterer Havel.
Die Schönfelder Kultur war der – die von den Schnurkeramikern mitgebrachte Pest überlebende – einheimische Nachfolger der Trichterbecher, Bernburger, Elb-Havel und Kugelamphoren Kulturen (ca. 5.100 – 4.650 vor heute). Die Kugelamphorenkultur der Fischbecker Gruppe im Raum Stendal wird als ihre Frühphase angesehen.
Die regionale Schönfelder Kultur lebte in Koexistenz zusammen mit den überregionalen Erscheinungen Schnurkeramik- und Glockenbecherkultur, wobei ein von der Glockenbecherkultur dominierter Assimilierungsprozess einsetzte, der die Kulturen mit dem Beginn der Frühbronzezeit zur Aunjetitzer Kultur verschmolz.
Die Schönfelder Kultur verlief als Regionalgruppe des Endneolithikums entlang der Elbe nahezu zeitgleich mit der Schnurkeramik- und der Glockenbecherkultur, bewahrte jedoch lange Zeit ihre Eigenheiten. Bemerkenswert ist der Sonnenkult, eine denkbare Wurzel für die frühbronzezeitliche Aunjetitzer Kultur. Der Sonnenkult deutet auf eine auf einen Häuptling zugeschnittene Hierarchisierung der Kultur. Ungewöhnlich ist auch ihre Grabkultur der Feuerbestattung.
In der entwickelten Schönfelder Kultur lassen sich zwei regionale Untergruppen unterscheiden, die sich um Magdeburg überschneiden:
- Ammenslebener Gruppe (Mitte Sachsen-Anhalts)
- Schönfelder Nordgruppe (Norden Sachsen-Anhalts).
Siedlungen lagen stets in hochwassersicher in Flussnähe, manchmal unweit von Siedlungen zeitgleicher Kulturen. In bis zu rund zwanzig Meter langen Pfostenhäusern mit Firstdach (wie in Randau) befanden sich Feuerstellen in abgetrennten Räumen sowie eine Viehstallung, vielleicht, weil Schafs/Ziegenkäse hergestellt wurde?
Andere Deutungen gehen nur von einer Nutzung als Scheune aus, die Stallhaltung von Vieh sei noch nicht üblich gewesen. Rund die Hälfte der Haustiere bestand aus Rindern (Zugtier), ein Drittel aus Schafen/Ziegen (Milch), der Rest aus Schweinen (Fleisch) und Hunden. Wildtiere und Fischfang spielten eher eine untergeordnete Rolle.
Als neue Getreideart erschien Dinkel neben anderen Spelzweizen. Statt Nackt- wird jetzt vornehmlich Spelzgerste angebaut. Wald-Feldbau und Brandwirtschaft des Mittel- und Jungneolithikums wurden zu Gunsten der Mistdüngung aufgegeben. Weidewirtschaft und eine gehölzfreie, grünlandartige Vegetation nahmen zu. Die Rolle einer örtlichen Salzgewinnung sollte noch untersucht werden.
Im Gegensatz zur Schönfelderkultur wurde die Schnurkeramik- und Glockenbecherkultur überwiegend durch Grabfunde belegt.
Die Keramik der Schönfelder Kultur ist überwiegend stichverziert und von hoher Qualität. Als Ornamente sind Zickzacklinien und Furchenstichlinien bekannt. Besonders auffällig sind verzierte flache Kalottenschalen mit Sonnensymbolik.
Häufig treten Funde von – in anderen Kulturen eher ungebräuchlichen – Querschneider-Pfeilspitzen auf. Sie verursachen größere und stärker blutende Wunden, dringen aber nicht so tief ein wie spitze Pfeilspitzen.
Das auffälligste Merkmal der Schönfelder Kultur ist die Brandbestattung, die in den anderen Kulturen unüblich war. Eventuelle Beigaben wurden mit auf den Scheiterhaufen gegeben. Der Leichenbrand wurde zumeist in keramischen Kalottenschalen in Flachgräbern siedlungsnah beigesetzt, teilweise kam es zu Nachbestattungen in Megalithgräbern.
Das Wunder der Rekonstruktion in Randau
Sieben Umstände und Zufälle ermöglichten 2000 bis 2004 die Rekonstruktion des Schönfelder Hauses auf dem Mühlberg in Randau.
- Vor rund 4.500 Jahren wurde das Haus von seinen Erbauern und Bewohnern überstürzt verlassen. Die Reste wurden vom Wind mit Sand zugeweht und konserviert.
- Die Talsanddüne wurde für den Ort Randau zum Mühlberg. In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde die alte Windmühle abgerissen. Der Mühlenplatz wurde zur Sandgrube.
- 1940 fand man Tonscherben und Verfärbungen im Sand. Der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Hans Lies sperrte die Fundstelle ab. Von 1941 bis 1943 wurde der Fund gesichert, geborgen, dokumentiert und Museen übergeben.
- Im Krieg und in den Nachkriegsjahren wurde die gesamte Talsanddüne abgebaggert. Die leere Sandgrube wurde dann als Müllkippe benutzt. In den 60er Jahren wurde die Müllkippe saniert und aufgefüllt. Sie harrte seitdem auf eine Rekultivierung.
- Die Idee, das Steinzeithaus zu rekonstruieren, reifte in den Köpfen. im Jahr 2000 fügten sich drei Dinge zusammen:
Die Stadt Magdeburg konnte ABM-Maßnahmen und das Arbeitsamt Fördermittel vergeben. In Randau hatte sich 1997 ein Förderverein gegründet, der die Trägerschaft übernehmen würde. - 2001 bis 2003 entstand die Rekonstruktion des Steinzeithauses der Schönfelder Kultur mit Palisadenzaun, Wassergraben und Trockengraben. Die Rekonstruktionen eines 1.200 Jahre alten Grubenhauses und eines Lehmbackofens sowie eine Hütte für Darbietungen bilden die Umrahmung. 2007 kamen die Rekonstruktion eines 7.500 Jahre alten Langhaus der Linienbandkeramiker und 2009 ein Mehrzweck- und Sanitärgebäude dazu. 2019 wurde die Backofenüberdachung neu errichtet.
- Breit war Unterstützung durch Bürger und Ortschaftsrat Randau, Randauer Bodendenkmalpfleger Wagner, örtliche Forstverwaltung, Agrar GmbH Randau, freiwillige Feuerwehr Randau, Bundeswehr, Theaterverein Randau, Anglerverein Randau, Förderverein Randau und ortsansässige Handwerker.
Die Rekonstruktionen im Steinzeitdorf Randau zeigen, dass sich die jungsteinzeitliche Pfostenbausweise bewährt hat. Sie hat sich weit über 6.000 Jahre bis an die Schwelle des Fachwerkbaus im Mittelalter erhalten.